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Ridley Scott wird wenige Wochen vor Kinostart sämtliche Szenen mit Kevin Spacey rausschneiden und durch noch nachzudrehende Szenen mit Christopher Plummer ersetzen. Das ist schon ein wahrlich starkes Stück.

Zum einen von der menschlichen Seite her: Die Vorwürfe gegen Spacey scheinen ja gerechtfertigt zu sein, aber bis nichts bewiesen wurde, gilt natürlich die Unschuldsvermutung und da ist das herausschneiden schon sehr hart, da es ja zu einer Vernichtung der Karriere beiträgt.

Und fachlich: ich stelle mir das nicht so einfach vor, mal eben diverse Szenen nachzudrehen - so kurz vor Filmstart. Technisch wird das schon irgendwie gehen, aber dass das am Ende rund wirkt, kann ich mir irgendwie nicht vorstellen.

Sehe ich ähnlich...

Egal ob gerechtfertigt oder nicht - wir sind wieder im Zeitalter der Hexenprozesse oder in der McCarthy Ära.

Die Anschuldigung ohne irgendeinen Prozess allein reicht schon um Karrieren und Existenzen zu zerstören. Und andere werden mit den gleichen Anschuldigungen (oder schlimmer) zum Präsident gewählt...

Findet ihr diese Alternative besser: Der Film wird aufgrund des Skandals nicht mehr veröffentlicht oder heimlich verklappt, s.d. die Arbeit der anderen Schauspieler und die von Hunderten Mitarbeitern Null und Nichtig ist? So wird man zumindest den Film angemessen der Öffentlichkeit zeigen können und Plummer war eh Scotts 1. Wahl, ehe man ihm Spacey aufgezwungen hat.

Für den Film ist das sicherlich die richtige Entscheidung - mir geht es eher darum, dass die Rechtsstaatlichkeit außen vor bleibt... Wir sind wieder im Wilden Westen - jeder kann auf jeden schießen, egal ob gerechtfertigt oder nicht. Eine Behauptung (egal ob wahr oder unwahr) genügt schon, um Existenzen zu zerstören...

Einer der wichtigsten Stützen der westlichen Welt ist doch, dass man unschuldig ist, bis der Beweis der Schuld erbracht ist - dieser Grundsatz gilt nicht mehr...

Mark_G hat geschrieben: ↑

Donnerstag 9. November 2017, 15:03

Einer der wichtigsten Stützen der westlichen Welt ist doch, dass man unschuldig ist, bis der Beweis der Schuld erbracht ist - dieser Grundsatz gilt nicht mehr...

Sobald Geld oder Ruhm (oder Beides) im Spiel sind, gilt dieser Grundsatz nicht mehr. Das stimmt.

Bei unbekannten Normalos, die beschuldigt werden, etwas getan zu haben, ist es nicht ganz so schlimm mit der Hexenjagd.

Heute ist es leider so, dass bei Promis selbst ein Freispruch vor Gericht das Image in der Öffentlichkeit nicht retten kann.
Dann kommen die Medien meist mit Sätzen wie "ein fader Beigeschmack bleibt dennoch bestehen".

Man kann nur immer wieder einen Fall wie den von Jörg Kachelmann nennen. Inzwischen ist ja sogar bewiesen, dass die Klägerin gelogen hat.
Dennoch würde kein großer TV-Sender ihn wieder als Wetterexperten vor die Kamera lassen, weil sie fürchten, die Leute würden ihn als "Vergewaltiger" sehen.
Jemand, der einmal vom Großteil der Öffentlichkeit als schuldig abgestempelt wurde, kann den Rest seines Lebens dagegen ankämpfen. Helfen tut es nicht.

In wie weit Spacey schuldig ist, soll ein Gericht entscheiden.

Vielleicht sollte ich vorsichtshalber nochmal die NACKTE-KANONE-Filme gucken, bevor auch O.J. Simpson rückwirkend - dem Hollywood-Reinheitsgebot entsprechend - aus den Filmen geschnitten oder durch ein digitales Alter Ego ersetzt wird. Und selbst wenn Spacey schuldig sein sollte, dann wird mit derartigen Maßnahmen nur ein scheinheiliges Saubermann-Image gepflegt...

Agent K hat geschrieben: ↑

Donnerstag 9. November 2017, 19:44

Vielleicht sollte ich vorsichtshalber nochmal die NACKTE-KANONE-Filme gucken, bevor auch O.J. Simpson rückwirkend - dem Hollywood-Reinheitsgebot entsprechend - aus den Filmen geschnitten oder durch ein digitales Alter Ego ersetzt wird ...

Man könnte auch einige Meister der klassischen Musik und der Malerei verbieten und ein Aufführungsverbot der Musik erwirken,
denn da gab es auch einige, denen nicht wenige Frauengeschichten nachgesagt werden, wo man nicht sicher sein kann, dass es immer auf gegenseitiger Liebe beruhte.

Aber es scheint so als sei das künstlerische Schaffen wieder mehr Wert, sobald der Künstler selbst nicht mehr lebt.

Und schon ist Plummer drin...

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Mal losgelöst von den Hexenprozessen der Neuzeit: Der Trailer sieht gut aus.